Stimmung, Tonkonzepte und Spieltechniken für das Monochord


Schon in der Antike experimentierten Pythagoras und andere Naturforscher mit einfachen Saiteninstrumenten, um die Harmonie des Kosmos und die Gesetzmäßigkeiten der Töne zu erforschen. Damals wie heute fasziniert das Monochord durch seine Fähigkeit, durch harmonische Obertöne Körper, Geist und Seele in Einklang zu bringen. Die Verbindung aus alter Weisheit und moderner Klangtechnik ermöglicht ein tief wirksames, unmittelbares Erlebnis, das sowohl zur Entspannung als auch zur inneren Klarheit beiträgt.


Welchen Ton wählen?

Auf dem Monochord wird ein Grundton eingestellt, der das Fundament der entstehenden Klanglandschaft bildet. Dieser Ton bestimmt die Resonanz und Ausstrahlung des gesamten Instruments und beeinflusst die harmonische Wirkung auf Körper, Geist und Emotionen. Es gibt unterschiedliche Ansätze zur Auswahl des Grundtons, die je nach Zielsetzung und Erfahrung der Spielenden variiert werden können. Das Stimmen kann sowohl in Tönen (c, d, e, f, ...) oder in Frequenzen (69 Herzt (hz)) vorgenommen werden.

Ton der Klaviatur:
Die am häufigsten genutzte Methode ist die Abstimmung nach der klassischen Klaviatur. Hier wird ein Vollton aus der westlichen Tonleiter als Grundton gewählt, was eine einfache Integration in bekannte musikalische Zusammenhänge ermöglicht. Dies ist die Standardmethode für die meisten Monochord-Instrumente und besonders geeignet für Anfänger und all jene, die sich an vertrauten Harmonien orientieren möchten.

Planetentöne:
Dieses Konzept basiert auf der Zuordnung von Tönen zu den Himmelskörpern in der Astrologie oder alten kosmologischen Systemen. Jeder Planet wird einem bestimmten Ton zugeordnet, der dessen energetische Qualität widerspiegeln soll und mathematisch durch Umlaufbahnen berechnet wurden. Planetentöne werden vor allem in therapeutischen oder meditativen Kontexten eingesetzt, sind aber in der Praxis seltener verbreitet.

Konzept nach J. Baehr:
Johannes Baehr entwickelte eine spezifische Tonanordnung, die auf heilpraktischen Erfahrungen und der Arbeit mit Schwingungsfrequenzen basiert. Die Töne sollen Körper und Psyche in Einklang bringen und gezielt energetische Prozesse stimulieren. Dieses Konzept wird eher von erfahrenen Klangpraktikern genutzt.

Konzept nach P. Vögel:
Pius Vögel erarbeitete ein eigenes System von Frequenzen und Zuordnungen zu Symptomen und Körperregionen, das vor allem auf harmonische Gesetzmäßigkeiten und psychoakustische Wirkung abzielt. Es findet Anwendung in therapeutischen und pädagogischen Kontexten, ist jedoch ebenfalls selten in der breiten Praxis vertreten.

Solfeggio-Frequenzen:
Diese alten, historisch belegten Frequenzen werden häufig mit spiritueller und heilender Wirkung in Verbindung gebracht, wie z.B. 528 Hz für „DNA-Reparatur“ oder 396 Hz für die Auflösung von Angst. Solfeggio-Frequenzen werden vor allem in meditativen und therapeutischen Anwendungen verwendet, sind aber im Vergleich zu klassischen Vollton-Abstimmungen eher ungewöhnlich.

Kinesiologisches Austesten:
Beim kinesiologischen Ansatz wird der Grundton mithilfe von Muskeltests oder Körperreaktionen ermittelt. So kann er gezielt auf die aktuelle körperliche oder emotionale Verfassung abgestimmt werden. Diese Methode ist präzise, aber komplex und deshalb in der Praxis weniger verbreitet.

Intuitive Wahl:
Die intuitiv gewählte Tonhöhe orientiert sich an innerem Gefühl, Momentaufnahme oder persönlicher Resonanz. Sie erlaubt ein sehr individuelles und kreatives Arbeiten mit dem Monochord, ist aber subjektiv und daher nicht für standardisierte Anwendungen geeignet.


Jedes dieser Konzepte hat seine eigene Wirkung und eignet sich für unterschiedliche Einsatzbereiche. Während die Abstimmung nach der Klaviatur die verbreitetste und praxisnaheste Methode ist, bieten die anderen Tonkonzepte Möglichkeiten, die individuelle Resonanz des Instruments auf Körper, Geist und Atmosphäre zu erweitern und zu vertiefen.



432 Hz oder 440 Hz?

Der Kammerton A4 ist in der westlichen Musiktradition auf 440 Hz standardisiert, unsere Monochorde stimmen wir in der Regel auf den "natürlichen Resonanzton" 432 Hz. Diese Frequenz wird oft als harmonischer und wohltuender empfunden. Wer mit Instrumenten in 440 Hz zusammenspielen möchte, kann das Monochord unkompliziert umstimmen. Für manche Menschen ist der Unterschied subtil, für andere spürbar und sehr relevant.


Oktavierung und die kosmische Oktave

Frequenzen lassen sich halbieren oder verdoppeln – die sogenannte Oktavierung. Die Oktave gilt als perfektes harmonisches Intervall und spielt sowohl in der Musiktheorie als auch in der Musiktherapie eine zentrale Rolle. Durch das Spiel innerhalb verschiedener Oktaven entstehen Klanglandschaften, die das Hören und Fühlen intensivieren.


Spieltechniken

Streichen mit den Fingern:
Die klassische Spielweise erfolgt durch das kontinuierliche Anstreichen der Saiten von oben nach unten. Dabei erzeugt das abwechselnde Streichen mit beiden Händen eine „stehende Welle“ des Klangs. Die Geschwindigkeit und Intensität der Berührung beeinflussen die Obertonbildung: Fingerspitzen erzeugen einen klareren, direkteren Klang, die Fingerfläche erzeugt sanfte, zarte Obertöne.

Spiel mit Mallets (Klöppeln):
Mit weichen Klöppeln können die Saiten rhythmisch angespielt werden, wodurch das Monochord auch für melodische und perkussive Experimente geeignet ist. Die Kombination aus Rhythmus und Obertonreichtum öffnet neue Klangräume für Meditation, Klangreisen oder therapeutische Anwendungen.


Klangqualität

Monochorde besitzen zahlreiche gleichgestimmte Saiten, die in Abhängigkeit von Anschlag, Geschwindigkeit und Dynamik eine reiche Obertonreihe erzeugen. Diese natürliche Obertonreihe bildet eine harmonische Naturtonleiter, die Körper und Geist in Resonanz versetzt. Die akustische Brillanz, das volle Frequenzspektrum und die analoge Klangqualität machen jedes Monochord zu einem Instrument von beeindruckender Tiefe und Wirkung.

Das Stimmen

Wie bei allen Saiteninstrumenten muss auch das Monochord regelmäßig nachgestimmt werden. Der Grundton lässt sich durch Verschieben des Stegs (+/- 5 Halbtöne) oder Feinabstimmung mittels der Perlen (+/- 30 Cent) ändern. So kann das Instrument flexibel an den individuellen Klangbedarf angepasst werden.

In diesem Video (YouTube) haben wir für dich das Stimmen des Monochordes genau erklärt.


Fazit
Das Monochord verbindet jahrhundertealte Klangtradition mit moderner Spieltechnik. Ob historische Perspektive, moderne Anwendungen oder persönliche Resonanz – es bietet einen einzigartigen Zugang zu Klang, Harmonie und innerer Ausgeglichenheit. Wer das Monochord erlebt, spürt sofort die Tiefe der Obertonreihen und die Wirkung von reinen, harmonischen Klängen auf Körper, Geist und Seele.